In der gestrigen Ausgabe der Schleswiger Nachrichten äußerte sich der Bürgermeister der Gemeinde Busdorf Ralf Feddersen zu den ersten 100 Tagen des neuen Bürgermeister und sagte im Nebensatz "die Stadt-Umlandgespräche seien beim Vorgänger eingeschlafen".
Mehrfach schrieb ich, dass ich mich nicht mehr öffentlich zur Politik äußern wolle.Ich schätze Ralf Fedddersen persönlich sehr. Und auch diese Worte von ihm werden darans nichts ändern. Ich bat Ralf Feddersen gestern, seine öffentlichen Worte noch einmal "gerade zu ziehen". Das lehnte er ab. Doch so können die Worte Feddersens nicht im Raum stehen bleiben. Denn inhaltlich ist seine Aussage falsch.
Richtig ist, dass der Begriff "Stadt-Umland-Planung" eine vollkommen neue Bedeutung erhalten hatte.
Denn mit der alten "Stadt-Umland-Planung" war vor zehn Jahren keine "Mehrheiten" zu finden.
Zu Beginn meiner Tätigkeit als Bürgermeister habe ich die Stadt-Umland Gespräche neu initiiert. Doch es hagelte Absagen: man war in Gesprächen wegen der Wohnraumversorgung, da wolle man kein zweites Standbein und keine "Parallel-Veranstaltung" errichten, hieß es damals. Und "es gäbe nichts zu besprechen" sagten andere. Die Wohnraumversorgung wurde damals vom ehemaligen Kreispräsidenten Eckhard Schröder hervorragend geleitet. Es ging um "Wohnraumerweiterung" im Schleswiger Raum, die in den 90er Jahren nach der Maueröffnung notwendig war. Schleswig hatte 90er Jahren keine ausreichenden Wohnflächen ausgewiesen. Das Umland bot sich mit Wachstum an. Schleswig willigte ein. So entstanden im Umland viele große neue Baugebiete. Doch dann kehrte sich das Blatt: Schleswig entwickelte selbst Bauflächen (z.B. Freiheit, B-Plan 75 Berender Redder, Lückenbebauung in der Innenstadt etc.). So wurde das Wachstum der Umlandgemeinden im Einvernehmen mit der Landesplanung auf ein normales Maß zurückgeschraubt. Die Umlandgemeinden hatten durch das überproportionale Wachstum aber neuen Bedarf z.B. nach eigener Infrastruktur wie Kindergartenversorgung und Einzelhandel.
In Schleswig wurde daraufhin ein Einzelhandelsgutachten erstellt. Eine Einbindung des Umlandes war von mir gewünscht, aber auch hier gab es leider Absagen.
Mit Busdorf war man eng im Gespräch wegen der Entwicklung des Einzelhandels im Friedrichsberg. Man einigte sich auf das heutige Einkaufszentrum im Friedrichberg mit einer Möglichkeit eines Fachmarktes auf Busdorfer Gebiet. Umgesetzt wurde dies von Busdorf bisher nicht. Nur eine Kreisverkehranbinung zeigt den Stand der Umsetzung. Man war weiter auf einen weiteren zusätzlichen Einzelhandel aus. Noch jetzt läuft das Verfahren.
Zusammenkünfte und enge Zusammenarbeit gab es anlassbeszogen z.B. bei der Breitbandversorgung, bei der Sicherheit der Bürger, Feuerwehr etc.
So wurden zur Sitzung des Kriminalpräventiven Rates der Stadt Schleswig die Vertreter der Umlandverwaltungen mit eingeladen. Ich sagte immer: "Kriminalprävention endet nicht an der Ortsgrenze". An diesen Sitzungen nahm auch regelmäßig ein Vertreter des Amtes Haddeby teil, was ich sehr begrüßte.
Bei der Feuerwehr gibt es eine hervorragende Zusammenarbeit bei Brand-Einsätzen. Das ist wirklich herausragend. Wenn man die zusammenhängenden Wohnbereiche Friedrichsberg und Busdorf betrachtet, so käme man auf die Idee, eine gemeinsame Feuerwache zu bauen. Diese Idee trug ich vor. Diese Idee wurde leider vom Umland nicht aufgegeriffen. So wurden die Planungen der Schleswiger Feuerwache im Friedrichsberg auf die Nähe des Bahnhofes gelegt. Hier war eine hervorragende Chance zur Zusammenarbeit....
Die Gemeinde Busdorf ging auch im Bereich Büchereiwesen eigene Wege: Die Gemeinde Busdorf kündigte ohne Vorwarnung die Mitgliedschaft im Büchereiverein Schleswig-Holstein - ein schmerzlicher Verlust - auch für die Schleswiger Bücherei. In Busdorf wurde stattdessen eine ehrenamtlich geführte Einrichtung geschaffen. Am Bücher-Leihverkehr mit dem Büchereiverein Schleswig-Holstein nimmt diese Einrichtung meiner Kenntnis nach nicht teil. Busdorfs Bürger sind natürlich gern gesehene Gäste in der Schleswiger Bücherei. Dass die Kinder aus Busdorf nicht mehr kostenfrei in Schleswig Bücher ausleihen konnten, hängt mit dem Austritts Busdorfs aus dem Büchereiverein zusammen. Die Busdorfer Bücherei für sich allein betrachtet ist aus Busdorfer Sicht ist eine gute Einrichtung. Insgesamt war der Autritt Busdorfs jedoch ein harter Schlag ins Gesicht der Kooperation. Für Busdorfer Schüler an Schleswigs Schulen bedeutete dies eine Ungleichbehandlung und damit einen pädagogischen Rückschritt.
Der Kreis Schleswig-Flensburg war aus der Förderung des Büchereiwesens ausgestiegen. Nun musste die Stadt Schleswig die Kosten der Bücherei allein tragen. In vielen Aktionen bat die Stadt Schleswig die Umlandgemeinden, sich an der Bücherei in Schleswig zu beteiligen. Auch Bildung ist ein Teil der Stadt-Umland-Gespräche!
Im Bereich Verwaltungskooperation wurden ebenfalls von Schleswiger Seite Vorschläge gemacht. Bestimmte Aufgaben hätte man gemeinsam kostengünstiger für beide Seiten wahrnehmen können. Gerade im Bereich Ordnungsverwaltung boten sich einige Kooperationsmöglichkeiten, die Busdorf leider nicht annahm.
Große Erfolge gab es im Bereich der Zusammenarbeit mit den Schleswiger Stadtwerken. Ob bei der LED Beleuchtung oder der Schmutzwasserentsorgung: hier ist eine hervorragende Zusammenarbeit.
Die größte und beste Zusammenarbeit zwischen Stadt und Umland war die Gründung des neuen Interkommunalen Gewerbegebietes Schleswig-Schuby. 23 Gemeinden haben sich hier inklusive der Stadt Schleswig zusammen geschlossen, um ein gemeinsames Gewerbegebiet an der A7 zu gestalten.
Man war sich einig, dass diese Zusammenarbeit die Grundage für weitere Kooperationen im Stadt-Umland-Bereich werden sollte. Mein Vorschlag, den Zweckverband "Interkommunales Gewerbegebiet" um einen weiteren Zweig "Schul-Zweckverband" zu erweitern, stieß allerdings nicht auf ein positives Echo. Es hieß "Ein Zweckverband erfüllt EINEN Zweck". Ob nun der Zweckverband erweitert wird oder ein zweiter Zweckverband gegründet wird, war mir allerdings nicht wichtig. Mein Ziel war es, die Stadt und Umlandgemeinden über diesen Weg zusammen zu führen.
Wenn nun dieser Weg erneut beschritten wird, ist dies aus meiner Sicht nur zu begrüßen.
Um den Kontakt zu den Umlandgemeinden zu unterstützen habe ich regelmäßig die Vertreter der Umlandgemeinden zwanglos ins Rathaus eingeladen. Mit dabei die Vertreter der Fraktionen der Ratsversammlung. Ziel war es, eine Basis für weitergehende Gespräche zu schaffen. Diese Ansätze tragen nun Früchte. Das begrüße ich außerordentlich.
Meine Meinung:
Die Worte Feddersens sind inhaltlich nicht richtig. Richtig ist, dass Bürgermeister Ralf Feddersen viele Alleingänge für die Gemeinde Busdorf machte. In den Bereichen Bücherei, Verwaltungskooperation, gemeinsamer Feuerwehrneubau und Einzelhandel bot ich für Ralf Feddersen viele Kooperationsmöglichkeiten mit der Stadt Schleswig an. Diese Kooperations-Angebote und Gesprächsangebote nahm Ralf Federsen in der Vergangenheit allerdings nicht an.
Gut klappte und wesentlich intensiv verbessert wurde die Zusammenarbeit im Bereich Kriminalprävention, Interkommunales Gewerbegebiet, Stadtwerke Ver- und Entsorgung.
Offen ist zur Zeit noch die Schulische Zusammenarbeit.
Von Seiten Busdorfs kam allerdings auch ein Angebot: die Teilnahme am Seifenkistenrennen. Das habe ich mit "vollem körperlichem Einsatz" (Arm gebrochen) gern wahr genommen. Das war eine gute Idee!
Ich bin sehr froh, dass nun neu über diese weiteren Punkte der Kooperation nachgedacht wird.
Auf vielen Ebenen - auch mit den Stadtwerken unterhalb der Erde - arbeiten und arbeiteten Stadt und Umland sehr eng zusammen. Käufer der Schleswiger Innenstadt Wohnen im Umland. Schleswiger Kinder gehen in Schleswig zu weiterführenden Schulen. Mitarbeiter der Schleswiger Firmen wohnen im Umland. Gemeinsame Einsätze der Feuerwehr belegen die gute Kooperation auf dieser Ebene.
Doch es gibt Punkte, deren Einigung noch weitere Gespräche Bedarf: Schulwesen, Einzelhandel und Wohnraum-Versorgung bleiben Dauerbrenner.
Es ist wichtig, dass alte Meinungen aufgebrochen werden und man sich in dieser Region als ein Wirtschaftsraum versteht. Das politische "Machtkampfspiel" zwischen Stadt und Gemeinden muss im Hinblick auf eine Weiterentwicklung unserer Region aufhören.
Das Umland möchte sich nicht an Schleswigs Kosten beteiligen, Schleswig möchte nicht zuviel an das Umland abgeben (Wohnkontingente, Einzelhandeslsflächen). Die Meinungen sind seit vielen Jahren verfestigt.
Es ist Zeit, dass hier eine Erkenntnis vorherrscht, dass man gemeinsam viel mehr erreichen kann. Ich bin fest überzeugt, dass man weiterhin auf einem Guten Wege zu diesem gemeinsamen Ziel ist.
Kirchturmdenken ist im Angesicht der demografischen Entwicklung wirklich fehl am Platz!
Da darf man nicht in Ortsgrenzen denken.
Ich möchte noch einen "draufsetzen": Bisher war das z.B. Thema "Wikinger" nur Haddeby zugeordnet worden. Seit einiger Zeit gibt es Erkenntnisse, dass Schleswig (Sliaswich) in der heutigen Lage nördlich der Schlei am Hafen parallel zum damaligen Haithabu südlich der Schlei existierte. Das allein ist doch DIE Chance für eine gemeinsame wirtschftliche und touristische Vermarktung. Das sind gemeinsame Wurzeln!
Weitere Chancen unserer Region sind die Nähe zu Dänemark, die Lage an der A7, B201, Schlei, Kultur, Schloss Gottorf, Tourismus, Haithabu.
FAZIT:
All diese Gespräche/Tätigkeiten sind nur ein Ausschnitt der vielen Stadt-Umland-Gespräche, die ich geführt habe. Dazu kommen noch Theater-Gespräche, Naturpark Schlei, Touristik..Gründung Ostseefjord-Schlei GmbH, Leader plus, also noch viel mehr Berührungspunkte als hier aufgeführt. Dies alles mit dem Wort "eingeschlafen" zu bezeichnen, ist aus meiner Sicht komplett falsch. Vielmehr zeugen die vielen Themen von vielen Aktivitäten, zu denen man aber oft zwei Seiten braucht. Und wenn eine Seite nicht will...kommt man nicht voran.. Gut, dass es nun neue Ansätze gibt.
Es wurde in meiner Amtszeit also viel Positives für die Stadt-Umland-Beziehungen getan.
Weitere Informationen:
Seit der Einführung des Blogs habe ich regelmäßig über gemeinsame Dinge berichtet. Hier einige Beispiele zum Thema:
http://thorsten-dahl.blog.de/2013/05/29/vertreter-umlandgemeinden-gast-schleswiger-rathaus-16070190/
http://thorsten-dahl.blog.de/2013/01/31/anfragen-buergerinnen-buergern-15486027/
http://thorsten-dahl.blog.de/2012/05/22/fragebogenaktion-stadt-schleswig-sicherheit-geht-13722284/
http://thorsten-dahl.blog.de/2012/05/07/interkommunales-gewerbegebiet-schleswig-schuby-beschliesst-haushalt-zweckverbandes-13642346/
http://thorsten-dahl.blog.de/2012/01/24/zweckverband-interkommunales-gewerbegebiet-schleswig-umland-gegruendet-12515076/
http://thorsten-dahl.blog.de/2011/11/08/historische-ratssitzung-interkommunalen-gewerbegebiet-12137918/
http://thorsten-dahl.blog.de/2011/09/06/vortrag-stadtmanagement-begeisterung-leidenschaft-11793044/
http://thorsten-dahl.blog.de/2011/08/18/gespraech-wirtschaftsministerium-11688386/
http://thorsten-dahl.blog.de/2011/06/15/anfrage-wegen-koenigswiesen-schleswig-11323258/
http://thorsten-dahl.blog.de/2011/06/09/tagung-warenhaeuser-deutschland-11279144/
http://thorsten-dahl.blog.de/2010/11/30/interkommunales-gewerbegebiet-hoehe-beteiligung-schleswigs-beschlossen-10089901/
http://thorsten-dahl.blog.de/2010/11/06/regelmaessiger-dialog-verwaltung-wirtschaft-schleswig-9925743/
http://thorsten-dahl.blog.de/2010/09/18/neuer-arbeitskreis-vison-schleswig-9414327/
http://thorsten-dahl.blog.de/2010/05/27/podiumsdiskussion-einzelhandel-27-mai-8683977/
http://thorsten-dahl.blog.de/2010/05/27/ehrenamtarbeit-sozialministerium-8681846/
http://thorsten-dahl.blog.de/2010/05/16/grusswort-blickpunkt-innenstadt-wochenschau-8572032/
Zum Thema Einzelhandel:
http://thorsten-dahl.blog.de/2012/06/18/ratsversammlung-stadt-schleswig-tagte-heute-18-juni-13896065/
http://thorsten-dahl.blog.de/2011/05/02/isek-beirat-tagte-11089940/
http://thorsten-dahl.blog.de/2012/06/18/ratsversammlung-stadt-schleswig-tagte-heute-18-juni-13896065/
http://thorsten-dahl.blog.de/2010/05/27/podiumsdiskussion-einzelhandel-27-mai-8683977/
Weitere Themen:
Seifenkistenrennen: http://thorsten-dahl.blog.de/2012/09/09/5-platz-seifenkistenrennen-busdorf-stadt-schleswig-14702055/
Feuerwehr: http://thorsten-dahl.blog.de/2012/02/24/jahreshauptversammlung-freiwilligen-feuerwehr-schleswig-12926640/
Polnische Motorradfahrer: http://thorsten-dahl.blog.de/2010/06/02/polnische-motorradfahrer-kommen-schleswig-spuren-polnischen-feldherrn-8719644/
Schrott-Tafel in Busdorf: http://thorsten-dahl.blog.de/2010/09/25/schrott-tafel-schleswiger-nachrichten-9462085/
Bäderregelung: http://thorsten-dahl.blog.de/2010/12/21/baederregelung-schleswig-dabei-10233363/
Entwurf eines Schreibens: http://thorsten-dahl.blog.de/2013/01/05/brief-umlandgemeinden-vorbereitet-15398216/